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"World Teachers-Day"

Der "Teachers-Day" ist in Kiribati nicht nur irgendein Tag, sondern wird hier ganz groß gefeiert. Obwohl es ein internationaler Feiertag sein soll, habe ich in Deutschland noch nie etwas davon gehört. In anderen europäischen Ländern jedoch gibt es etwas ähnliches, aber so richtig konnten Anne und ich mit dem "Teachers-Day" nichts anfangen und ließen diesen Tag einfach auf uns zukommen. Losgehen sollte es morgens um halb zehn, aber wie es nunmal mit der nach den Bewohnern selbstbenannten "Coconut-Time" steht, begann das Programm tatsächlich erst ganze drei Stunden später. Das Warten hatte sich allerdings gelohnt. Der gesamte Tag wird jedes Jahr alleine von den Schülern auf die Beine gestellt und organisiert, was einen riesen Aufwand, aber auch gleichzeitig einen wahnsinnigen Zusammenhalt der Schüler bedeutet. Auf dem Programm standen eine ganze Menge Tänze; jede Klasse hatte dazu eine eigene Choreographie einstudiert und führte diese dann vor. Blumenkränze und bedruckte Lavalavas wurden an die Lehrer verteilt und sogar zwei große Tische mit ganz vielen verschiedenen Gerichten und Getränken aufgebaut, zudem jeder etwas von zu Hause mitgebracht hatte. Nachdem noch einige Lieder gesungen und Reden von den Schülern gehalten worden sind, dachten wir auch schon, dass der Tag zu Ende sei, aber weit gefehlt.

Eigentlich ging es dann erst richtig los: Jede Klasse holte ihre Klassenlehrer ab und brachte sie in die entsprechenden Klassenräume, die zuvor von den Schülern gründlich sauber gemacht und bunt geschmückt worden sind.

Gemeinsam mit einem anderen Lehrer bin ich Klassenlehrerin in einer Form eins, Anne in einer Form zwei. Dass wir beide Klassenlehrer sind, wussten wir bis zu diesem Zeitpunkt aber noch gar nicht. Nacheinander wurden kleine Reden gehalten, in denen sich die Schüler für unsere Arbeit bedankten und sich für Dinge, die nicht besonders gut gelaufen sind, entschuldigt haben. Es war faszinierend zu sehen, wie die Kinder es dem Ablauf der Feier den Erwachsenen gleichtaten. Nachdem jeder der Schüler ein paar Worte gesagt hatte, gab es wie immer eine Menge zu essen; eine Tortenschlacht war nicht zu vermeiden. Jede Woche habe ich die Klasse einmal im PE-Unterricht, andere Klassen hingegen

habe ich fünf Mal die Woche. Umso überraschender war es für mich, von den

Kindern zu hören, wie sehr sie sich über das Spielen jede Woche mit mir freuen würden. Eigentlich hatte ich gedacht, dass es ja nicht wirklich viel ist, ein mal die Woche etwas Ball oder Springseil mit ihnen zu spielen, aber dass sahen die Kinder ganz anders. Als ein kleiner Junge dann noch fragte, ob ich nicht noch eine Runde "Katz und Maus" mitspielen könnte, wie sonst auch, war ich schon ziemlich gerührt. Wer hätte gedacht, dass so wenig Zeit und vergleichsweise so wenig Aufwand so viel bedeuten könnte? Manchmal sind es dann doch die kleinen Dinge… Am Ende des Tages unterschied ich mich jedenfalls nicht wesentlich von den anderen Kindern. Glücklich, mit noch ein wenig Torte im Gesicht, einer ganzen Menge Geschenke und Briefe von den Schülern und mit einem aufgeschlagenen Knie (dafür bin ich eine ziemlich gute Maus gewesen), fuhren wir abends mit dem Fahrrad wieder nach Hause.


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